Ein Leserbrief an Immanuel Kant

Lieber Immanuel Kant
Ich hasse dich. Du bist ein Arschloch.
In deinem Buch“Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“, welches man mir wiederholt empfohlen hat, schreibst du:
„Er [der gemeine Menschenverstand] wird alsdann sogar subtil, es mag sein, dass er mit seinem Gewissen oder anderen Ansprüchen in Beziehung auf das, was recht heissen soll, schikanieren, oder auch den Wert der Handlungen zu seiner eigenen Bleehrung aufrichtig bestimmen will, und was das meiste ist, er kann im letzteren Falle sich eben so gut Hoffnung machen, es recht zu treffen, als es sich immer ein Philosoph versprechen mag, ja ist beinahe noch sicherer hierin, als selbst derletztere, weil dieser doch kein anderes Prinzip als jener haben, sein Urteil aber durch eine Menge fremder, nicht zur Sache gehöriger Erwägungen leicht verwirren und von der geraden Richtung abweichend machen kann.“

Solche Sätze bildet man nur mit Absicht, mittels Rauchpetarden über die Trivialität der eigenen Aussage hinwegzutäuschen. Was du hier sagen willst ist wohl: „Der Alltagsverstand  könnte häufig zu gleich guten oder sogar besseren Ergebnissen wie philosophische Erwägungen führen, weil sich die Philosophen häufig von irrelevanten Nebenproblemen ablenken lassen.“

Um dir mit einem Zitat zu entgegnen:
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzu zu fügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“

Wie viele auf deinen Trug hereinfallen!
Damit verbleibe ich mit hochachtungsvollen Grüssen,
Gwendolan
Ein Leserbrief an Immanuel Kant